Das besondere am FM 7 und seinem jetzigen, komplett abwärtskompatiblen und erweiterten Nachfolger FM 8 ist, dass der Synthesizer zur Klangerzeugung die FM-Synthese verwendet, die in den Achtzigern vor allem durch den Yamaha DX-7 Synthesizer populär wurde. Ein sehr beliebtes Feature schon bereits beim FM7 ist die komplette Kompatibilität zum FM-Soundformat, wie zum Beispiel eben des besagten DX-7. Somit kann man all die klassischen Presets aus dem alten Yamaha-Synth nun in der Software weiterverwenden. Von diesen alten DX-7-Patches gibt es mittlerweile auch unzählige gratis im Netz, so dass man allein dadurch schon eine Riesenauswahl an (Retro-)Sounds hat. Auch andere FM-Programme wie beispielsweise das TX-Format werden unterstützt. Aber nur mit dem Abspielen dieser durch die damalige Technik des DX-7 und seiner Programmierfähigkeit beschränkten Sounds wäre der FM8 doch sehr unterfordert. In dieser Kiste stecken natürlich noch weitaus mehr Möglichkeiten!

FM-Klänge zeichnen sich durch ihren oft glasklaren, drahtigen und meist sehr durchsetzungsfähigen Sound aus. Die Programmierung eines FM-Synthesizers ist aufgrund dieser Syntheseform auch etwas anders als die eines „normalen“ analogen Synthesizers. Bei der FM-Synthese interagieren immer mindestens 2 Operatoren miteinander (Operatoren werden hier die Oszillatoren genannt), wovon einer den sogenannten „Carrier“ darstellt und der andere den „Modulator“. Das Modulatorsignal moduliert dann die Frequenz des „Carriers“. In der FM8-Matrix lässt sich jedes Operatorenpaar schnell und einfach verknüpfen und die Modulationsstärke kann genauso unkompliziert definiert werden, was die Übersicht und Programmierung sehr vereinfacht. Über die im FM-8 links angebrachte „Navigator“ Spalte gelangt man in die jeweiligen klangformenden Fenster. Beginnen wollen wir mit der Expert-Page, in der die Operatoren umfassend eingestellt werden können.

Expert Page

Expert Page

Von den Operatoren sind in FM-8 acht Stück vorhanden. Zu jedem einzelnen Operator gibt es eine Detailseite zum Einstellen aller Parameter. Dort kann man dann unter anderem aus 32 Wellenformen wählen, die Modulator-Carrier Modulation in der nebenseitig stehenden FM-Matrix erstellen, Panorama und Lautstärke frei einstellen sowie die Amplitude jedes einzelnen Operators über eine 32-stufige Hüllkurve steuern, welche natürlich zum Songtempo synchronisierbar ist. In der FM-Matrix kann man auch aus diversenTemplate- Algorithmen wählen, wobei auch die des DX-7 dabei sind. Ebenso kann man natürlich auch seine eigenen FM-Verknüpfungen als Template abspeichern. Die Modulationseinstellungen wie auch die Hüllkurven-, Pitch- und Keyscale-Einstellmöglichkeiten verfügen nochmals über je ein eigenes Fenster, in dem umfangreich auf die einzelnen Elemente eingegangen werden kann.

Easy-Morph Page

Easy Morph Page

Die Easy-Morph Page ermöglicht es, auch Nicht-FM-Synthese-Kennern einen schnellen Zugriff auf synthesizertypische Parameter zu gewähren. Unter der Haube werden die dabei oft etwas kompliziert zusammenhängenden FM-Parameter in die gewünschte Richtung gebogen, so dass man als Kenner von klassischen analogen Synthesizern bei der Soundschrauberei etwas schneller vorankommt. Man kann festlegen, wie stark Rate, Vibrato, Timbre und Tremolo vom LFO beeinflusst werden. Desweiteren wird es einem hier ermöglicht mit nur 5 Reglern die Timbre (also Klangfarbe) zu verändern. Detune, Brightness, Harmonic, sowie Env-Amount und Velocity stehen zur Auswahl, auch die Amp-Envelope lässt sich hier global einstellen. Ausserdem kann man hier sehr übersichtlich kurz jeden einzelnen Effekt an- oder abschalten und die globale Effektbeimischung über einen einzigen Regler bestimmen. Gerade für Live-Situationen oder für ein schnelles Schrauben und leichtes Soundverändern ist diese übersichtliche Seite gut geeignet – ich hatte sie als Standardseite meistens angewählt. Da sämtliche Regler in einen positiven oder negativen Wertebereich eingestellt werden können, kann man die jeweilige Klangfarbe nicht nur verstärken sondern auch abschwächen. Sehr gut gefällt mir der Stereo-Width Regler, mit dem man, anders als mit den meisten Stereo-Manipulatoren die nur an der Phase drehen, die 8 Operatoren im Stereofeld weiter oder schmaler plazieren kann. Die Ergebnisse klingen dadurch wirklich sehr stereo und bleiben besser monokompatibel als wenn man nur einen x-beliebigen Stereo-Enhancer auf den Klang legt.