Nach dem Durchspielen einiger Library-Instrumente verschiedenster Stile wird schnell klar: Die Library klingt sehr handfest und überzeugend. Bei sämtlichen Orchestral–Library Instrumenten werden per „Keyswitch“ Funktion 6 verschiedene Spielarten angeboten: Sustain, Fortepiano, Sforzando, Staccato, Sustain 2, und Sustain 3. Zwischen diesen kann man umschalten, indem man einfach die der jeweiligen Spielart zugeordnete Note (durch die neue „Instrument Performace View“ sind diese jetzt immer auf den ersten Blick zu sehen) auf der gewünschen Länge, die dieses Instrument auf die jeweilige Spielart erklingen soll, im Noten-Editor des Sequenzers mit einzeichnet. Diese „Steuernoten“ liegen auf der Klaviatur immer in der Oktave, wo es bei dem jeweiligen Instrument keinen Sinn macht es zu spielen und welche sowieso nicht belegt sind. Bei basslastigen Instrumenten ist es beispielsweise der Notenbereich um C5, bei mittenlastigen Instrumenten um C0. So zieht man also beispielsweise bei C0 eine lange Note und das Instrument wird dann in diesem Abschnitt mit Sustain gespielt. Erfordert es dann eine Sequenz, dass das Instrument Staccato gespielt werden soll, zieht man einfach für die erforderliche Dauer im Noten Editor bei D#0 eine Note zusätzlich zu den hörbar gespielten Noten. Sofort wird dann auf diese Spielart umgeschaltet, welche eben so lange ausgeführt wird, wie die Länge der eingefügten Note ist. So lassen sich die Instrumente sehr lebendig und ausdrucksstark spielen – eine sehr einfache und gut anwendbare Funktion.

Soundbeispiel 1: Picoloflöte mit verschiedenen Artikulationen/Spielweisen durch die Keyswitch-Funktion

Kontakt 4 Soundbeispiel 1 Piccolo Flöte 4 x Articulation

Die sogenannte „Performance View“ ist eine zu dem jeweiligen Instrument passende grafische Oberfläche, auf der die wichtigsten und sinnvollsten Parameter des Instruments auf einen Blick zu sehen und zu verändern sind. So sind beispielsweise bei den Orchestral-Instrumenten und der Chor-Library ganz einfach per Drehknopf Grundton, diverse Tonleitern und Akkordspielfunktionen auswählbar. Der Parameter „Sound“ bewirkt eine leichte phaserähnliche Verschiebung des jeweiligen Instrumentensounds, was im Mix, um das Instrument klanglich ganz fein einzupassen, von Hilfe sein kann.

Bei den Vintagesounds hingegen erscheint als Performance View eine abgespeckte Synthesizeroberfläche, durch die man sofort Zugriff auf sich für diese Sounds anbietende Parameter wie Filter, Envelopes und einiges mehr hat.

Bei den Drumkits kann man sofort an Tuning, Pan, Envelope und EQ schrauben, selbstverständlich für jeden Sound einzeln. Durch den Parameter „Articulation“ kann man hier für eine Snare oder Percussion auch schlagzeugtypische Spielweisen wie Roll, Flam, Drag, Ruff oder Buzz. auswählen, die die programmierte Drumspur dann gleich viel lebendiger klingen lassen.

Auch die Drumloops der „Urban Beats“-Library kann man im Loop als ganzes abspielen, meist sind noch einige leicht abgeänderte/ausgedünnte Varianten desselben Loops zusätzlich vorhanden (ab C3 aufwärts), das Tempo ist immer mit dem des Host-Sequenzers synchron. Ebenso ist es aber auch möglich, direkt auf die einzelnen, bereits ausgeschnittenen Sounds („Slices“) zuzugreifen (unterhalb C3) und die Loops damit leicht zu ändern und zu erweitern oder komplett neu zu programmieren.

Sehr praktisch ist auch die PURGE-Funktion, mit der man eine Menge Ram-Speicher sparen kann. Durch dieses Funktion kann man auf verschieden definierte Arten in einem Song ungenutzte Samples (insbesondere von aufwendig gelayerten Multisamples) aus dem Speicher entfernen. So wird wirklich nur im Speicher abgelegt, was auch genutzt wird, und das kann oft eine Ersparnis von um die 75 % bringen wenn man mit Multisamples und Layers arbeitet.Allermeistens wird ja in einem Song nicht jede Note eines Instruments in jeder Velocity-Stufe gespielt. Alles was nicht gespielt wird, lässt sich aus dem Speicher entfernen, kann jedoch auf Knopfdruck auch wieder komplett neu geladen werden, falls mal ein Mißgeschick passiert.

Hohe Soundqualität hat aber wie immer auch ihren Preis: Viele der „echten“ Instrumente der Orchestral-Library ziehen auf meinem Quadcore PC mit 2,4 GHz in einer Instanz bis zu 10 % Rechenleistung. Diese sind aber auch klanglich absolute spitze. Die Drumbeats oder Synthesizersounds sind nicht so leistungshungrig und die Ladezeiten bei fast allen Instrumenten sind erfreulicherweise immer recht zügig.

Das Source- Modul & Die Editoren

Im „Source Modul“, der höchsten Instanz in Kontakt, kann man wählen welche Soundengine für das jeweilige Instrument verwendet werden soll. Normaler Sampler, DFD (Direct from Disk-Streaming), Tone Machine, Time Machine 1 & 2 sowie Beat Machine stehen hier zur Verfügung.

Die mittlerweile auch schon aus früheren KONTAKT-Versionen oder auch BATTERY bekannte DFD-Funktion streamt Teile eines Samples direkt von der Festplatte, was den Vorteil hat, dass nicht das ganze Sample ins Ram geladen werden muss. Nur die Anfänge grösserer Samples werden ins Ram geladen, der Rest dann von der Festplatte direkt abgespielt. So hat man trotzdem schnellen Zugriff aber spart eine Menge Speicher.

Die Tone Machine ermöglicht es Tonhöhe und Formanten eines Samples unabhängig von der Abspielgeschwindigkeit zu verändern, mit der Time-Machine kann man Samples in Echtzeit länger oder kürzer machen bei gleichbleibender Tonhöhe. Die Beat-Machine ist für rythmische Samples oder Loops gedacht die geslict sind, wodurch die Samples und Loops ihre Tonhöhe beibehalten, obwohl sie in einem anderen Tempo abgespielt werden.

Der Wave Editor bietet so ziemlich alle Funktionen an, die man von einem Wave-Editor erwartet, auch die ganzen Loop-und Slice-Anwendungen für percussives Material und Loops sind hier untergebracht. Der Group Editor verwaltet die Sample-Gruppen des Instruments, die man hier frei kopieren, hinzufügen oder entfernen kann. Im Mapping Editor kann man die einzelnen Samples dann auf der Klaviatur und in ihrer Velocityzone frei verteilen und sich somit eigene Multisamples erstellen oder vorhandene ändern und anpassen.

Modulation