Einführung in Absynth

Absynth ist ein seit Jahren sehr erfolgreicher und beliebter Software Synthesizer, der über sehr vielfältige, hybride Klangsynthesemöglichkeiten verfügt: Drei Oszillatorkanäle mit semi-modularem Signalfluss können unterschiedlichste Klangerzeugungsverfahren wie subtraktive Synthese, FM, Wavetable, Sampling und Granular-Sampling mit Wave-Morphing, Filtern, Modulatoren und Effekten kombinieren. Nun kann man schon ahnen, dass mit Absynth unglaublich vielfältige und lebendige Klänge möglich sind. So einige Klänge von Absynth hört man ständig wieder in diversen Produktionen, sei es Kino, Film, oder Fernsehen oder auch PC- sowie Konsolenspiele. Selbst in vielen Hollywood Produktionen kommen einem diverse Atmos und Soundscapes oft aus Absynth bekannt vor, was sicher nicht nur an seiner schon länger vorhandenen Surround-Sound Fähigkeit liegt. Vielmehr können mit fast keinem anderen Synthesizer solch derartig vielfältige und überzeugend klingende Atmosphären und Geräusche so gut designt werden. Absynth kann unglaublich mächtig und riesig klingen, selbst komplette Songs kann man ohne weiteres mit ausschliesslich einigen Instanzen erstellen, denn auch sehr vielfältige und oft ungewöhnliche Drumsounds sind mit Absynth überhaupt kein Problem. Durch die flexiblen bis zu 68-stufigen Hüllkurven, die auch auf das Songtempo synchronisierbar sind, ist es ein leichtes percussive oder loopartige Sequenzen zu erstellen, ebenso wie sehr lebendige und sich ständig entwickelnde und bewegende Flächensounds, für die Absynth wahrscheinlich am meisten bekannt ist.Auch als spezielles Effektgerät kann man ABSYNTH gut einsetzen, da die insgesamt 6 Effekte sehr leistungsfähig und ungewöhnlich sind.

Browser

Der Kore-kompatible Browser hat die hier auf Plugindex bereits im Test von NI „MASSIVE“ ausführlich beschriebenen Vorzüge, nämlich die Suche von Sounds nicht nur über die üblichen verschiedenen Kategorien wie Lead, Arp, Pad usw sondern auch über diverse unterschiedlichte Soundattribute wie „industrial“ „sequenced loops“, „dissonant“ oder „noisy“ , die gerade bei dem Umfang der Presets und der Komplexität von Absynth sehr nützlich sind.

Native Instruments

Absynth - Browser

Der Mutator

Eine sehr inspirirende und endlose Klangwelten aufstossende Funktion ist der „Mutator“, der sich ebenfalls unten auf der Browser-Seite befindet aber per Knopfdruck auch in jedem anderen Menü auslösen lässt, da der Schalter immer sichtbar ist. Mit dem Mutator kann man, wie der Name schon ganz richtig vermuten lässt, das Patch „mutieren“ lassen. Welche Bausteine der Klangerzeugung die Mutation betreffen soll, ist frei auswählbar. Alles geht, von nur einem Oszillator oder Effektmodul bis zu allem gemeinsam auf einmal. Das beste ist jedoch, dass man durch den Kore-Browser die Klangattribute auswählen kann, in deren Richtung die Mutation gehen soll. So kann man sehr einfach aus beispielsweise einem hellen, digtal klingenden Pad ein dunkles, analog klingendes verzerrtes machen. Je nach Auswahl fällt das Ergebniss mehr oder weniger drastisch aus. In der Praxis erweist sich der Mutator als ein sehr schnell anwendbares und vor allem gut funktionierendes Feature, das allermeistens brauchbare Ergebnisse hervorbringt, was bei solchen Funktionen sonst ja nicht immer so selbstverständlich ist. Zusätzlich kann man auch eine klassische Randomize-Funktion stufenlos für die ausgewählten Parameter mitwirken lassen. Der Mutator liefert immer wieder neue interessante Klangmutationen, bei denen man in der ersten und zweiten Mutationsgeneration meist noch den Ursprungssound hindurch erkennen kann. Ab der dritten Mutation desselben Sounds in Folge etstehen jedoch schon nahezu ganz neue Patches. Erfreulicherweise kann man jede ausgeführte Mutation aber auch problemlos durch einen Klick wieder rückgängig machen und im Browser sogar auf jede getätigte Mutation einzeln zurückgreifen. Diese Funktion ermöglicht auch Synthesizerlaien Klänge sehr einfach und schnell an die klanglichen Vorstellungen anzupassen und ist gerade beim Absynth, der in früheren Versionen ja recht schwer zu programmieren war, eine sehr sinnvolle und nützliche neue Funktion, die auch noch richtig Spass macht! Ein Feintuning Menü mit der Möglichkeit den Sound auf globaler Ebene heller oder dunkler klingen zu lassen, ihn anzuzerren oder mehr Effektanteil zu geben, runden die Einstellmöglichkeiten ab – da bleiben wirklich keine Wünsche offe.

Soundbeispiel 1: typische Absynth Sounds unbearbeitet zu einem knapp 1- minütigem Soundscape zusammengesetzt, 5 Instanzen waren daran beteiligt

Absynth Soundbeispiel 1 Diverse Pads

Perform Fenster

Im Perform-Fenster hat man Übersicht über die pro Sound verschieden belegten Macro-Controller sowie sämtliche andere üblichen Einstellungen eines Synthesizers wie Midikanal- und Controllerzuweisungen, Note- und Tuningeinstellungen. Sehr praktisch ist die hier vorhandene Master-Amp-Hüllkurve, die bei dem flächenlastigen Sound von Absynth sehr hilfreich ist, da so manche Sounds aus so vielen verschiedenenen Elementen bestehen, dass es schon mal vorkommt dass in einem Patch schnelle und langsame Attackzeiten der einzelnen Oszillator-Sounds durch ihre verschiedenen Hüllkurven kombiniert sind. Hier kann man dies auf globaler Ebene ausgleichen. Wenn einem zum Beispiel der Klang insgesamt gefällt, die Releasezeit eines daran beteiligten Oszillators aber zu lang ist, passt man dies einfach mit dieser Master-Amp-Hüllkurve an.

Perform Fenster Macrocontroller

Patch Fenster, Oszillatoren und Filter Patch

Im Patch Fenster wählt man die jeweiligen an der Klangerzeugung beteiligten Module aus, von denen es 3 Grundtypen gibt: Oszillatormodule, Modulatormodule sowie zur abschliessenden Klangformung Filter- und Waveshapingmodule.

Pro Oszillatormodul kann man wählen zwischen Single, Double, FM, Ringmod, Fractalize oder Sync-Granular Oszillatortypen. Desweiteren können eigene Samples als Ausgangsbasis geladen werden oder ein am Audioeingang anliegendes Signal. Die Oszillatortypen, die Wellenformen zur Klangerzeugung nutzen, kann man mit einer sehr grossen Auswahl verschiedener Wellenformen bestücken, wobei es an keinem Typ von Wellenform mangelt. Wählbar sind 3 verschiedene Grundtypen von Wellenformen: Simple Waves, Morph Waves (die die Wave-Morph Funktion, also das Überblenden zweier Wellenformen, nutzen) sowie Library Waves, die aus der Universal-Library von Native Instruments stammen. Bei dieser enormen Vielzahl von Wellenformen als Grundausgangsmaterial für jeden der 3 Oszillatoren, verwundert der enorm vielfältige Klangumfang von Absynth schon etwas weniger, erst recht wenn man bedenkt dass auch noch jegliche eigene Samples im .wav oder .aif Format geladen werden können.

Jedes einzelne Oszillatorsignal kann individuell mit einemoder auch mehreren verschiedenen Filter versehen werden. Insgesamt stehen pro Filtermodul 16 verschiedene Typen zur Verfügung sowie ein Waveshaper und eine Ringmod- sowie Freq-Shift Funktion. Dies sollte für alle erdenklichen Klangkreationen mehr als ausreichen. Im Master-Bereich kann dann nochmals ein globaler Filter den Gesamtsound abrunden.

Neu hinzugekommen in Absynth 5 ist, dass man die gefilterten Signale jetzt erneut durch eine Feedback-Schleife in das Filter zurückführen kann. Das Signal kann in der Feedback-Schleife sogar zusätzlich noch einen Waveshaper oder die Freq-Shift Funktion durchlaufen, was das Klangspektrum der Filter noch einmal enorm erweitert.

Der neue Filtertyp „Supercomb“ ermöglicht nun Physical-Modelling ähnliche Sounds und der zweite neue Filtertyp „Cloud“ führt einen klanglich in teilweise abgedrehte Granularwelten.

Patch Fenster

Wave Fenster

Im Wave Fenster kann man die an dem jeweiligen Patch beteiligten Wellenformen bearbeiten. Man kann sie freihändig neu zeichnen und im Spectrum Fenster, welches die ersten 64 Harmonischen einer Wellenform zeigt, auch diese vollkommen frei bearbeiten. Dort werden in der oberen Hälfte die Amplituden und in der unteren Hälfte die Phasen angezeigt. Zu guter Letzt gibt es hier noch das Wave-Morph Fenster, in dem man zwei verschiedene Wellenformen miteinander zu einer neuen überblenden kann. Die hier von Hand gemalten Veränderungen an den Wellenformen äussern sich klanglich meist eher subtil.

Wave-Fenster

Die Envelopes

Eine grosse Stärke von Absynth sind die flexiblen, bis zu 68 Stufen umfassenden Hüllkurven, die man sehr angenehm freihändig einzeichnen kann. Diese können standardmässig auf jede Oszillator-Amplitude wie auch jedes Filter- und Modulatormodul angewendet werden, jedoch beispielsweise auch auf diverse Parameter des Waveshaper-Moduls und sogar des Effekt-Moduls. Bei einem Routing auf das Effekt-Modul ergibt sich die Möglichkeit sehr ungewöhnliche Klangverläufe zu programmieren, von der Absynth auch in vielen Presets Gebrauch macht.

Spielt man den Sound ab, zeigt einem ein durchfahrender Balken im Hüllkurven-Fenster an welcher Stelle der Hüllkurve sich der Sound gerade befindet. Dies ist ein sehr nützliches Feature um bei der möglichen Komplexität der Hüllkurven den Überblick zu behalten und genau die Stelle zu finden an der bestimmte Klangereignisse geschehen. So kann man schnell punktgenau Eingreifen um eventuelle Veränderungen zu programmieren. Selbstverständlich lassen sich die einzelnen Punkte der Hüllkurve zum Songtempo synchronisieren. Für jede Hüllkurve kann man zwischen folgenden Typen auswählen: Release, Sustain, Loop, Retrigger, Control Driven oder Link. Hervorzuheben ist hier der Parameter Control Driven, der es erlaubt die Hüllkurve über die Macrocontroller zu modulieren – dadurch lassen sich sehr interessante Klangverläufe programmieren wie zum Beispiel Morphen zwischen zwei Sounds, Erzeugen von Appregios durch Controllerdrehung oder auch Tempoveränderungen über das Modulationsrad.

Als wenn das noch nicht genug wäre, kann man auch noch in jede Hüllkurve einen individuellen LFO integrieren, dessen Wellenform im Wave Fenster ebenso frei per Hand eingezeichnet werden kann. Dabei kann jeder Breakpoint der Hüllkurve mit verschiedenen Tiefen- und Geschwindigkeitswerten ausgestattet werden – purer Wahnsinn was dadurch alles möglich ist an verschiedensten Klangmanipulationen, alleine schon in nur einer Hüllkurve.

Die LFOs

Absynth verfügt über 3 LFOs die über genau so viele verschiedene Wellenformen verfügen wie die Oszillatoren auch. Sie lassen sich auf so ziemlich jeden Parameter routen, auch hier ist wieder der Vorteil der Routingmöglichkeit auf einzelne Parameter der Effekte sowie Hüllkurvenbreakpoints hervorzuheben. Im Controllerbereich der LFOs kann man festlegen von was die LFOs selbst gesteuert werden, auch hier stehen neben den Macrocontrollern noch einige andere interessante Parameter wie „Effect-Feedback“ oder „Waveshape Wave-Morph“ zur Auswahl. Dem gegenseitigen Hin- und Hermodulieren steht also nichts im Wege, auch die LFOs in Absynth kann man nur als im höchsten Maße vielseitig bezeichnen.

LFO-Fenster

Die Effekte

Von den 6 Effekten Pipe, Multicomb, Multitap, Echoes, Resonator und dem in Version 5 neuen Aetherizer kann pro Sound nur einer zur Zeit genutzt werden, was aber bei diesen eher ungewöhnlichen Effekten unproblematisch ist, da diese sehr drastisch auf den Klang einwirken können. Da die Effekte alle recht ungewöhnlich sind, sind sie auch etwas schwer zu beschrieben – hier hilft ein Probehören mehr als tausend Worte.

Der Pipe-Effekt ist gut geeignet wenn man klangliche Ergebnisse in Richtung Flanging, Pitch Shifiting oder Rotary Speaker erhalten möchte. Dies funktioniert, indem man die Parameter des Effekts per LFO oder Midi Controller moduliert. Grob gesagt bilden diese Parameter eine Art Tonabnehmer und Mikrofone nach, die man in Länge und Abstand zu der Klangquelle verschieben kann. Bewegt man diese nun, entstehen die genannten Effekte, die hier aber sehr eigen klingen.

Der Multicomb Effekt besteht aus 6 unabhängigen Delaylines, die auf kammfilterbasis mit Tiefpassfiltern in eine Feedback-Schleife geführt werden können. Auch hier entstehen Flanging und phaserähnliche Effekte.

„Multitap“ ist ein Delay mit 3 Abgriffen welches Delayzeiten bis zu 10 Sekunden ernöglicht. Auch dieser Effekt kann durch die besonderen Modulationsmöglichkeiten von Absynth sehr aussergewöhnlich klingen.

„Echo“ ist ein weiterer Delay/Echo-Effekt, der über vielfältige Filter im Signalpfad verfügt, welche über die Makrocontroller moduliert werden können. Dadurch ergeben sich sehr interessante Echo-und Filterverläufe. Auch hier wird es richtig interessant, wenn man diese Verläufe noch durch eine Hüllkurve modulieren lässt.

„Resonators“ bildet 3 unabhängig schwingende „Körper“ nach, die für Hall- und Delayeffekte gut sind. Hiermit kann man auch gut metallisch angehauchte Effektklänge produzieren.

Der neue Aetherizer-Effekt basiert auf einem granularen Delay und zerlegt den jeweiligen Klang in mikroskopisch kleine Partikel, welche dann wieder komplex neu zusammengesetzt werden. Er stellt eine schöne Erweiterung der Effektpalette dar, der insbesondere auf rythmischem Material wie Loops im Zusammenspiel mit dem zufallsvariierten Pre-Delay interessante Ergebnisse erzielen kann.

Effekt-Fenster

Alle Effekte sind voll surround-fähig und lassen sich dementsprechend pannen und im Raum verteilen.

Soundbeispiel 2: Padsound mehrmals durch „Mutate“-Funktion geschickt.

Absynth 5 Soundbeispiel 2 Ashes Pad 4 Mutationen

Soundbeispiel 3: verschiedene Aetherizer Einstellungen auf einem Preset-Sound.

Absynth 5 Soundbeispiel 3 _4 x Aetherizer_

Fazit