Audio Kompressor Tutorial

Warum überhaupt einen Audio Kompressor nutzen?

Kernaufgabe für einen Audio Kompressor: Er reduziert die Pegelspitzen, also die lautesten Stellen im Sound. Der dynamische Kontrast aus leisen und lauten Anteilen eines Audiosignals wird damit geringer. Damit erklingen Musikinstrumente und Stimmen gleichmäßiger in ihrem Lautstärkenverlauf, sprunghafte Pegelausschläge werden abgemildert.

Vocals und Instrumente klingen dadurch durchsetzungsfähiger und die Drumspuren werden fetter und gewichtiger. Ein weiterer Effekt entsteht in der Lautheit: Komprimierte Audiosignale erscheinen lauter zu sein als nicht-komprimierte.

Im Folgenden lernst Du die Funktionsweise dieses Effekts kennen und erfährst, wie Du einen Audio Kompressor richtig einstellen kannst.

 

Parameter beim Audio Kompressor

Threshold

Mit diesem Regler setzt Du einen Schwellenwert: Wenn das Signal lauter als der eingestellte Threshold in Dezibel wird, beginnt die Kompression zu wirken. Je weiter Du den Wert in den negativen Bereich unter 0 dB drehst, desto mehr Anteile des Signals werden von der Kompression erfasst – desto mehr wird komprimiert.

Audio Kompressor Threshold

Hier siehst Du Threshold-Werte von -12, -24 und -36 dB

Ratio

Die Ratio bestimmt, wie stark ein über den Threshold-Wert herausragende Pegelspitze komprimiert werden soll. Es handelt sich um einen Faktor, eine Proportion. Bei einer Ratio von 2:1 ragt eine Pegelspitze nach der Kompression nur noch halb so weit über die Threshold-Linie hinaus.

Beispiel: Ist die Pegelspitze des Audiosignals ursprünglich um 4 dB lauter als der Rest, so ist sie nach der Kompression mit einer Ratio von 2:1 nur noch 2 dB lauter → aus 2 mach 1.

Audio Kompressor Ratio

Hier siehst Du Ratio-Werte von 2:1, 4:1 und 8:1

In Verbindung mit einem weit im Minusbereich liegenden Schwellenwert kann eine hohe Ratio zu sehr starker Kompression führen. Bei einer Ratio von ∞:1 handelt es sich um eine Limitierung, der Sound wird förmlich geplättet.

Attack

Der Attack (Einschwingphase) bestimmt, wie schnell die Kompression greifen soll, nachdem der Schwellenwert (Threshold) erreicht wurde. Erst nach Vollendung des eingestellten Werts ist die volle Ratio erreicht.

Je länger die Attack-Phase eingestellt wird, desto mehr bleibt beispielsweise vom anfänglichen »Schnalzen« und »Peitschen« des Sounds erhalten, was etwa bei Slap-Bass, Kick Drum oder Snare sehr deutlich wird. Das ist für die Bewahrung eines einigermaßen natürlichen Sounds sehr nützlich und kann extremen Kompressionen den Zahn ziehen.

Release

Die Release-Phase setzt ein, sobald der Schwellenwert (Threshold) wieder unterschritten wird. Mit dem Wert für das Release regelst Du nun die Zeitspanne, in der die Kompressionsrate nach ihrer allmählichen Abschwächung wieder vollends bei 1:1 ankommen soll.

Audio Kompressor Attack Release

Quelle: Wikipedia

Gain

Dieser Parameter dient zur Regulierung der Lautstärke nach der Kompression. Alternative Beschriftungen lauten: »Makeup«, »Makeup Gain«, »Output« und »Level«. So kannst Du das gesamte Audiosignal wieder auf das Ursprungsniveau seiner Lautstärke zurückbringen. Dabei werden reduzierte Pegelspitzen und das unkomprimierte Signal gleichmäßig lauter gemacht. Hier liegt der Trick zur Erhöhung der klanglichen Durchsetzungsfähigkeit.

 

Weitere Parameter beim Audio Kompressor

Peak vs. RMS

Im Peak-Modus reagiert der Audio Kompressor auf kurze Pegelspitzen und nimmt diese als Grundlage für sein Wirken. Dadurch werden diese kurze Pegelspitzen (englisch: Peaks) komprimiert, allerdings auf die Gefahr hin, dass die sonstigen Signalanteile im Zuge dessen unnötig beeinträchtigt werden.

RMS-Kompression reagiert hingegen auf den Durchschnitt der Lautstärkewerte innerhalb eines gewissen Zeitfensters (vom Gerät oder Plugin unterschiedlich vorgegeben, nur bei einigen wenigen Modellen ist diese Zeitspanne einstellbar). So wirkt die Kompression sanfter, natürlicher und weniger sprunghaft. Allerdings werden Pegelspitzen nicht so zuverlässig gezähmt wie bei der Peak-Kompression.

Daher wird die Peak-Kompression oft zur Bearbeitung einzelner Spuren genutzt, während die RMS-Kompression sich gut für den Gesamtmix eignet.

Hard Knee vs. Soft Knee

Das »Kompressionsknie« bezeichnet, wie abrupt der Übergang zwischen nicht-komprimiertem und komprimiertem Bereich ist. In Diagramm zur Darstellung von Threshold und Ratio knickt die Linie an einem Punkt ab – dort sitzt das »Knie«, das nun entweder spitz (»Hard Knee«) oder eher rund (»Soft Knee«) ist. Hard Knee klingt schärfer und zackiger, eignet sich bestens für knackige Drums. Der Soft Knee sorgt hingegen für einen sanfteren Sound und eignet sich dadurch sehr gut für Vocals.

Audio Kompressor Hard Knee Soft Knee

Hier siehst Du Knee-Werte von 0.1 und 12 dB

Der Wert wird in dB angegeben, wobei die niedrigen Werte das harte Knie erzeugen und höhere Einstellungen zunehmend weicher klingen. Einige Kompressoren bieten die Möglichkeit, das Knie stufenlos zu verstellen, während andere entweder fest auf entweder Peak oder RMS eingestellt sind bzw. mit einem Schalter zum Wechsel zwischen beiden Modi aufwarten.

 

Den Audio Kompressor richtig einstellen

Es kann keine universell gültigen Einstellungen für die Kompression geben, denn die hängen in erster Linie von deinem Audiosignal ab. Allerdings gibt es einen einfachen Weg, wie Du den Audio Kompressor richtig einstellen kannst. Und natürlich haben wir noch einige Empfehlungen für dich parat, die als Grundlage für deinen Sound dienen können.

Vorgehensweise

Am besten beginnst Du mit der Ratio. Für die meisten Audiosignale empfiehlt sich ein Wert zwischen 2:1 und 4:1. Setze danach den Attack sowie das Release wie unten empfohlen ein. Jetzt geht es mit der eigentlichen Einstellung los: Gehe mit dem Threshold aus seiner Nullstellung (von 0 dB aus) langsam in den Minusbereich bis Du die Arbeit des Audio Kompressors deutlich hören kannst. Sobald die Pegelspitzen merklich entschärft sind, drehst Du den Schwellenwert wieder etwas zurück. Nun steigerst Du das Gain behutsam, um den Pegel wieder anzupassen.

Deaktiviere den Kompressor zwischendurch immer mal wieder mit dem Bypass-Schalter, um genau zu lauschen, ob der Sound durch die Kompression tatsächlich besser geworden ist. Wichtig ist, dass Du dabei keine Absenkung des Pegels hast (hier auf die Meter deiner DAW achten).

Es ist leicht, diesen Effekt zu übertreiben, doch dann geht der Kontrast zwischen laut und leise verloren, der vielen Sounds gut steht. Eine gewisse Natürlichkeit sollte erhalten bleiben, es sei denn, der Effekt wird bewusst zur radikalen Klangformung eingesetzt.

Gesang
Ratio 4:1
Attack sehr schnell
Release schnell bis gemäßigt
Peak
Soft Knee

Sprache/Rap
Ratio 8:1
Attack schnell
Release schnell bis gemäßigt
RMS
Soft Knee

Aggressiver Rap
Ratio 6:1
Attack gemäßigt bis langsam
Release sehr schnell
Peak
Hard Knee

Bass
Ratio 4:1 bis 8:1
Attack schnell bis gemäßigt
Release sehr schnell
RMS
Hard Knee

Akustikgitarre
Ratio 4:1 bis 6:1
Attack schnell bis gemäßigt
Release sehr schnell
RMS
Hard Knee

Drums (Spurengruppe)
Ratio 2:1
Attack schnell bis gemäßigt
Release niedrig bis mittel
RMS
Soft Knee

 

Weiterführende Literatur über den Audio Kompressor

Folgende Links können dir noch weitere Informationen darüber, wie ein Audio Kompressor funktioniert, näherbringen: