Interview: Giancarlo von Acusticaudio

 Hallo Giancarlo, kannst Du dich kurz vorstellen?

Giancarlo: Ich bin Musiker und Produzent (seit 1993), ich arbeite hauptsächlich in den Richtungen Dance und Elektronika. Ich habe mit vielen wichtigen Labels aus Mailand zusammen gearbeitet, mit der Unterstützung meines „musikalischen Gehilfen“ Luca. Ich absolviere gerade mein Studium in Informatik und arbeite momentan in der Finanzabteilung einer der größten Banken in Italien.

 Wer sind deine Begleiter in diesem Abenteuer?

Giancarlo: Francesco Lipilini studiert z.Z. und absolviert Engineering und er half mir in der Vergangenheit als Produzent einiger Projekte. Er hat in etwa den selben Background wie ich. Graziano Tolotto ist IT- Fachman und hat als Berater für meine Firma gearbeitet. Antonello hat ebenfalls für meine Firma als Berater und Analytiker gearbeitet und war hauptsächlich für die Webseite von Acustica Audio zuständig. Mirco Reimer, diplomierter Tontechniker und Produzent, ist ein Betatester der mit der Zeit zum Library Entwickler wurde. Er arbeitet mit einigen deutschen Studios zusammen wie z.B. das Studio BOMP in Berlin und wird in Zukunft einen Vertrieb für eigene Presetlibaries gründen. Zu den Libaries gehören „Real Spaces“, aber auch alle anderen Verdächtigen. Er freut sich über jede Leihgabe an Geräten die in seine Libaries Einzug finden können.

 Wann begann das „Acusticaudio“ Projekt und die „Nebula“ Idee genau?

Giancarlo: Das Projekt hat ein historisches Datum, 22 August 2005, als mir ein Synapse Audio repräsentant auf Noisevault, ein allgemeines Forum, vorgeschlagen hat ein Plugin zu entwickeln das auf Volterra Kernels (dt.Volterra Kerne) basiert. Ich suchte nach einer Software um das Verhalten von Focusrite’s Liquid Channel zu emulieren, woraufhin mir alle Experten sagten das es ein patentiertes Produkt sei und es aufgrunddessen eine ähnliche Software nie gegeben habe.Ich machte mit meinen Notebook Musik und die ganzen normalen Convolution Plugins konnten mich nicht befriedigen. Ich plante nicht die Software zu vermarkten sondern sie für meinen persöhnlichen Gebrauch zu entwickeln. Ich erinnerte mich nicht richtig wie man in C programmiert (bin in meiner Uni-Zeit damit in Berührung gekommen) es dauerte etwa 10 Tage um eine einfache Anwendung zu schreiben um Convolution an Signalen anzuwenden.

Ich versuchte die Impuls-Antwort von einem SSL Pre-amp anzuwenden, die ich von Noisevault herunter geladen hatte. Ich war sehr unerfahren in Dsp-Programmierung. Wir begangen einen kleinen Fehler aber entdeckten dabei etwas nützliches, was wir später übernommen haben. Ich prüfte das Resultat im Studio mit meinem Gehilfen Luca. Wir hatten nur das Resultat als Audiofile, da die Anwendung nicht in Echtzeit arbeitete. Wir waren erstaunt. Wir hatten noch nie ein Audiofile in solch einer hohen Audioqualität gehört das mit dieser Impulsantwort bearbeitet wurde. Wir benutzten den Rest der Nacht für Vergleiche mit SIR (einem anderen Convolution Plugin), das in gewohnter Weise die Transienten eines Signals zerstört. In dieser Nacht verstanden wir das wir weiter gehen und etwas für den Rest der Audiogemeinschaft produzieren müssen. Etwas für die Internationale Gemeinschaft.

 Volterra? Wer war er? (ich kannte bis jetzt nur ein Dorf in der Toskana -Volterra ist wirklich der Name eines mittelalterlichen Dorfs). Kannst du bitte erklären, was diese Technologie ist, die du „Volterra Kerneling“ nennst?

Giancarlo: Es gibt eine Menge Theorien in Internet zu dem Thema. Ein italienischer Forscher, namens Angelo Farina, hat in diesem Bereich eine Menge Forschungen betrieben. Wir stehen in Kontakt mit ihm und werden ihn in kürze treffen. Seine Forschungen waren anfangs die Grundlagen um sich dem Problem gegenüberzustellen. Normalerweise erlaubt klassische Faltung es nicht Verzerrungen zu modellieren. Volterra`s Theorie beinhaltet jedoch, daß jedes zeit-unveränderliche, nichtlineare System mathematisch beschrieben werden kann. Dies geschiet in einer sog.Volterra-Reihe. Sogenannte Volterra-Kerne sind das Rückgrat einer Volterra-Reihe. Vito Volterra war Mathematiker sowie Physiker und sollte einigen auch im Bereich der Biologie bekannt sein (Räuber-Beute-Beziehung). Aber Nebula kann nicht nur das (Verzerrungen). Ausgehend von dieser Theorie kamen wir dazu sich zeitlich verändernde Effekte zu replizieren, wie Flanger und Chorus, Reverbs, welche nicht in der original Theorie inbegriffen waren. Nach jeder neuen Entdeckung bezogen wir die Beta-Tester Community mit ein, die in Zahlen wuchs. Wir haben in unseren Foren Leute dazu eingeladen etwas wirklich revolutionäres zu testen. Und wie wir, waren sie erstaunt und fingen an uns mit Vorschlägen, Fehler-Reports und eigens erstellten Presets zu helfen. Die Steuerung der Situation war zu diesem Zeitpunkt kaum noch möglich die Zahl der täglichen E-Mails überstieg die hunderter Grenze. Aufgrund der grossen Nachfrage entschlossen wir uns ein automatisiertes Samplingverfahren in Form einer einfachen Software zu erstellen. (Wdeconvolver) Ich glaube daß das Geheimnis hinter Acustica Audio unsere Beta-Tester Community ist. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Struktur, ein einzigartiges Phänomen in sachen Softwareproduktion. Alle Leute, wie Oliver Maass (Produzent und DJ), Owen Spratley oder Enrique Silveti, die involviert waren und sind haben über ein Jahr harte Arbeit in ein Produkt gesteckt welches den Wunsch hat sich in den weltweiten Markt integrieren zu können. Es ist unglaublich. Möglicherweise mögen sie das Produkt ja wirklich.

 Was ist deiner Meinung nach der Unterschied zwischen Nebula und anderen Plugins die auf dem Markt vorhanden sind?

Giancarlo: ALLES! In einer Zeit wo sich der Trend zu geringer CPU Last, bei mittelmäßiger Audioqualität und einer atemberaubenden grafischen Oberfläche bewegt, kommt Nebula als ein Plugin mit recht hoher CPU Last, mit einer nie zuvor gehörten Audioqualität und einem einfachen Benutzerinterface. In Zeiten wo jeder Entwickler vintage Geräte nachbildet und auf den Markt wirft, was mit einer menge Arbeit und Forschungen verbunden ist , sampled Nebula die Geräte in einigen Minuten und stellt sie in einer weitaus besseren Weise wieder her, abhängig vom jeweiligen Gerät. Steve Jobs sagte einmal: „Wenn du ein Problem hast denkst du es sei einfach, nach und nach bemerkst du aber das es garnicht so einfach ist. Der Durchschnittsmensch sucht jetzt nach einer komplexen Lösung. Das Genie findet jedoch eine einfache und elegante Lösung“. Nun sind wir keine Genies. Ich sagte unserer Gruppe, das sie nach einfachen Lösungen suchen sollten, da wir nicht in der Lage waren komplexe Lösungen zu bewältigen. Und mit jeder Lösung bemerkten wir das wir eine ganze Reihe komplexer Probleme behoben haben, die wir anfangs garnicht bedacht hatten. Und dann ein kleines bisschen Glück…

 Welche Art von effekten wird die endgültige Version von Nebula beinhalten?

Giancarlo: Wir haben uns noch nicht entschieden. Momentan haben wir Libraries für Compressoren, EQ´s, Reverbs, Flanger/Chorus, Phaser, Filter, Microphone, Vorverstärker und ein Preset für 3D Surround. Wir sind in der Lage alles in einem Plugin unterzubringen. Möglicherweise können wir auch Delays reproduzieren aber nicht in diesem Jahr. Wir haben alle 5 Minuten eine neue Idee, wir testen sie und wenn es funktioniert schreiben wir darüber in unserem privaten Forum.

Nebula scheint revolutionär und technologisch sehr ausgereift. Meiner Meinung nach demonstriert Nebula das Forschung und Innovation in Italien sehr lebendig sind (das Land der „Pizza und Mandoline“).

 Wie stehst Du dem gegenüber?

Giancarlo: Ich denke das unser Land ein wenig zu viel von „Pizza und Mandoline“ besitzt. Für Forschung steht oftmals zu wenig Geld zur Verfügung. Investitionen werden regelrecht abgelehnt. Zu viele gute Ideen werden deshalb niemals das Tageslicht sehen. Bürokratie und Politik tun ihr übriges. Wir sind sehr helle Köpfe die nicht gleich der ersten Vermutung verfallen die man in einem Buch lesen kann. Wir lieben es zu experimentieren und daraus zu lernen. Und ich schätze, das nur Italiener sich vorstellen konnten solch ein Projekt wie Nebula realisieren zu können.

PlugINdex bedankt sich bei Mirco Reimer und Oliver Maaß!

Giancarlo: www.acustica-audio.com