Drei Oszillatoren liefern die analogtypischen Grundwellen Sinus, Dreieck/Sägezahn und Puls, deren Form veränderbar und natürlich via Modulationsmatrix modulierbar ist. Mit dem Parameter Analog Drift wird sogar das typische Auseinanderlaufen analoger Oszillatoren nachgebildet. Einfache FM-Synthese ist zwei Oszillatoren möglich. Ringmodulator sowie wahlweise weisses oder rosa Rauschen und ein Stereo-Audiosignal über die externen Audio-Eingänge können in der Sektion Pre-Filtermix zugemischt werden.
Die Filterausstattung des Micron glänzt mit zwei unabhängigen Multimode-Filtern mit Resonanz, die 20 unterschiedliche Charkteristiken aufweisen. Die Bandbreite reicht in Anlehnung an klassische Analogmodelle wie Moog-4Pol Tiefpass, Oberheim 2Pol Tief/Band/Hochpass, Arp 4Pol Tiefpass, TB 3Pol Tiefpass und JP 4Pol Tiefpass bis zu eigenständigen Modellen wie 8Pol Tiefpass, Oktav-DualBandpass, PhaseWarp, 4 Kammfilter, 3 Vokal-Formantfilter (für stimmhafte Klänge) und Bandlimiter. Das erlaubt eine estaunlche Ausdrucksvielfalt, zumal zwei Filtertypen in Kombination unterschiedlich angesteuert werden können. Dabei ist es auch möglich, beide Filter in einem speziellen Offsetmodus gemeinsam zu steuern.
Nachdem das Signal die Filter durchlaufen hat, gelangt es in den Post-FilterMix, mit dem sich die Signale beider Filter zueinander abstimmen und im Panorama verteilen lassen und noch ein ungefiltertes Signal zumischen lässt. Letzteres macht Sinn, weil es ein typisches Merkmal einiger analoger Klassiker gewesen ist, um bei geschlossenem Filter mit hohen Resonanzwerten das Signal wieder etwas anzureichern. Über die Modualtionsmatrix lassen sich dank der beiden gleichwertigen Filter schön morphende Filterüberblendungen realisieren.
Dreifache Ummantelt
Die drei Hüllkurven für Filter, Lautstärke und Pitch bzw. freies Ziel zeichnen sich auch durch einige Besonderheiten aus, denn sie sind in drei Modi loopfähig (Decay, Zero & Sustain-Hold) und können im Freerun-Modus als einfache ADR bzw. im Release-Modus als ADSR betrieben werden. Desweiteren kann eine Sustain-Zeit von bis zu 30 Sek. anstelle von Sustain-Hold gewählt werden, um gezielte Durchläufe zu realisieren. Das Sustain-Level ist sogar im negativen Wertebereich möglich, um eine doppelte Invertierung zu erzielen. Das erscheint zunächst nicht unbedingt einleuchtend, macht jedoch Sinn: Eine normale Invertierung kehrt den vollständigen Verlauf der Hüllkurve um, mit einer negativen Sustainphase lässt jedoch wieder das Verhalten für den Bereich mit positiven Werten realisieren, auch wenn der Hüllkurvenbeginn das typische Verhalten einer negativen Kurve aufweist. Selbstverständlich ist die Kurvencharakteristik für Attack, Decay und Release unabhängig wählbar zwischen Linear, positiv oder negativ exponentiell. Insgesamt bieten die Hüllkurven sehr vielseitige Eingriffsmöglichkeiten, die man nutzen kann, aber nicht muss.
Als weitere Modulationsquellen sind zwei LFO vorhanden, die bis in den Audiobereich (1000Hz) schwingen und erwartungsgemäß intern oder MIDI-clockabhängig synchronisierbar sind. Dabei ist es nicht ganz selbstverständlich, dass sich die einzelnen Wellenformen, auch mit Phasenversatz (90°), gleichzeitig als Modulationsquelle nutzen lassen. Während beispielsweise der Sinus von LFO 1 als Vibrato genutzt wird, kann gleichzeitig dessen Square-Welle zum synchronen ‚Zerhacken‘ des Filterdurchlaufs, PingPong-Pan oder gar Tremolo eingesetzt werden. Weitere Abwechslung können Sie aus dem zusätzlichen Sample & Hold Generator für zufällige Modulationen zaubern. Dabei lassen sich die Übergänge von hart zu weich gleitend einstellen.
Nicht nur für notorische Klangtüftler bietet die zwölffache Modulationsmatrix des Micron ein reiches Betätigungsfeld. Besonderes Highlight in dieser Sektion ist der Tracking Generator, mit dem sich auf zwölf oder 16 Punkten gezielte, komplexere Modulationen mit einer wählbaren Eingangsquelle umsetzen lassen, die weder mit einem LFO noch mit einer Hüllkurve zu erzielen wären.