Der ACE startet mit der Synth-Ebene als Hauptarbeitsebene und hier mit einem Default-Preset mit vorkonfiguriertem Signalfluss, ohne Verkabelung. Bevor man sich aber daran macht, ein eigenes Soundset zu gestalten, wird man meist einmal die laut Hersteller mehr als 500 Presets (zum Teil) erkunden wollen. Auf der Synth-Ebene hat man „nur“ Zugriff auf die Sounds in der Reihenfolge der Ordnerstruktur.
Für den Überblick und gezielten Zugriff auf alle bzw. einzelne Ordner und Presets muss man auf die Patch-Ebene wechseln.
Patch-Ebene
Hier findet man, wie auch bei den anderen PlugIns von U-HE, ein recht komfortables Browser-Menü vor. Die Presets, von verschiedenen Sound-Designern (Tasmodia, Howard Scarr u.a.) erstellt, sind nach Kategorien (z.B. Leads, Chords) gruppiert. Die Presets (Patches) können als „Favourite“ (gelbes Sternchen) oder auch als „Junk“ markiert werden.
Wird ein Preset im Patch-Fenster aufgerufen, gibt es meistens auch eine Kurzbeschreibung des Sounds und Hinweise, durch welche Parameter bzw. Quellen der Sound beeinflusst werden kann. Da ist es dann zum Kennenlernen von ACE schon interessant, auf die Synth-Fenster zu wechseln und die Verschaltungen (sofern aktiv) zu studieren bzw. die Tips wie z.B. „velocity controls filter-glitter frequency“ oder „m-wheel = more bass“ auch anzuspielen.
Damit wechseln wir wieder zurück zur Synth-Ebene.
Synth-Ebene
Wie schon gesagt, verfügt der ACE über ein essentielles Angebot an Modulen. Startet man seine Klangexperimente mit dem Default-Preset und arbeitet sich durch die einzelnen Funktionen durch, merkt man, wie Detail reich diese schon „without any cable“ und trotz nur weniger, aber stufenlos überblendbarer Wellenformen sind und damit das über die Presets bereits gut abgebildete Soundspektrum ermöglichen.
Im Besonderen sind hier die über die Kontextmenüs abrufbaren Modi (Semi, Partial, Subharmonic, Sync, Cent, Hertz, Beats) der Pitch-Parameter bei den VCOs und LFOs zu erwähnen. Schon da tut sich einiges auf.
Was sich dann noch an weiterem Potenzial auftut, wenn man nun auch tatsächlich ACE (Any Cable Everywhere) einsetzt, zeigt ein gutes Videotutorial (ein Video sagt manchmal doch mehr als 1000 Worte).
Wer sich anfänglich nicht auf Eigenkreationen von Grund auf – also ab dem Default-Preset – einlassen möchte, dem sei empfohlen, die vielen brauchbaren Presets (mit und ohne Patch-Kabel) zu variieren bzw. weiter zu bearbeiten.
An den Möglichkeiten, durch Veränderung, Ergänzung oder Reduktion der Modulationsquellen (Mod-Wheel, Velocity, Aftertouch ua.m.) und Ziele oder der vielen Parameter (ADRS, Ramp Generator, Filter, Pitch Control) zu interessanten Variationen von fein nuanciert bis völlig verfremdet zu kommen, soll es nicht scheitern.
Tweak-Ebene
Zentrales Teil der Tweak-Ebene ist der Mapping-Generator, welcher zum bisher Geschilderten noch weitere Möglichkeiten bietet. Es stehen verschiedene Mapping-Quellen als auch Modi (z.B. Keynote – C, C# usw.) zur Verfügung. Im Zusammenspiel mit den bis zu 128 Steps, Werten von -100 bis +100 und etlichen Editfunktionen wie Randomize, Straighten oder auch einfach per freier Hand, ist noch einiges an Soundtuning (z.B. Velocity, Pan, LFO, Ramp, Pitch-Parameter) drinnen.
Mit Hilfe des Stack-Buttons versetzt man ACE, je nachdem, was der Rechner verkraftet (siehe Systemanforderungen im Anschluss), in den bis zu 8-fachen Unison-Modus. Jede der Stimmen kann dann mittels Tuning (-24 bis +24 Halbtöne) verstimmt werden.
SystemanforderungenDer ACE ist recht CPU-hungrig. Mein schon betagter Rechner kam bei etlichen Presets (Pads, Unison-Modus u.a.) oder wenn der ACE in mehreren Instanzen lief, schon immer wieder gehörig ins Stottern.
Die diesbezüglichen Warnungen und Empfehlungen auf der ACE-Website sind ernst zu nehmen. Glücklicherweise lässt sich über die Buttons Quality (draft, standard, good, accurate) und Voices (few, medium, many) der CPU-Bedarf für das aktuelle Preset (also nicht global) mitunter deutlich reduzieren. Man muss halt das betreffende Preset mit den eigenen Einstellungen (z.B. draft, few) eigens abspeichern.
Fazit
U-HE schreibt auf seiner Website zum ACE: „Does the world really need another simple synthesizer?“ Meine Meinung (Gegenfrage) dazu lautet: „Why not?“ Wobei hier mit „simple synthesizer“ seitens U-HE wohl etwas Understatement betrieben wird.
Wegen seines Konzeptes und seiner Gesamtarchitektur eignet sich der ACE mit seinen rund 500 Presets als Spiel bereiter Synthesizer und / oder als „Soundlabor“, in dem man sich in die Klanggestaltung vertieft. Nicht zu patchen oder an den Drehreglern zu schrauben, ist bei diesem PlugIn fast ausgeschlossen.
Mit einer Aufstockung der verfügbaren Presets durch Drittanbieter ist zu rechnen. So werden von CFA-Sound bereits zwei Soundsets zum Kauf angeboten. Ein recht gutes Gratis-Soundset (CableDrum) gibt es überdies auch (http://www.cfa-sound.com/). Die Sets legt man einfach in den ACE-Data-Ordner und schon hat man darauf Zugriff.
Auch das Auge spielt und hört beim ACE mit! Irgendwie konnte ich mich während des Testbetriebes nie dem Betrachten des Oszilloskops, der Kabelstrukturen oder des Mapping Generators entziehen. Auch da ist der ACE etwas anders.
Wenn U-HE auf seiner Website unter anderem schreibt, „fun factor high“, dann ist das nicht übertrieben (siehe auch das Video „He loves my pies“ auf der ACE-Website). Der Anschaffungspreis von 69,00 € geht also insgesamt völlig in Ordnung.
Preis 69,00 Euro
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